Wir wären nicht Adele Bergzauber, würden wir nicht jedes Jahr einen neuen Flecken dieser schönen Welt erkunden. Denn das Reisen inspiriert und gibt uns ganz viel Schwung für die Entwicklung neuer Produkte. So haben wir uns diesen Juli auf nach Wales gemacht um die dort beheimateten Trail Center zu erkunden und einzutauchen, in die ganz besondere Kultur der Briten. Spoiler: Wir sind hellauf begeistert!
Die südlichen Länder Europas besuchen wir sehr sehr gerne – aber nicht in den Sommermonaten. Denn mit Hitze können wir nicht so gut und deshalb hat es uns letzten Sommer bereits nach Norwegen verschlagen. Dieses Jahr musste erneut ein kühles Land gefunden werden – bevorzugt mit guten Trails und schönen Landschaften. Und da wir vor Jahren schon auf dem Weg nach Schottland durch die oberste Ecke von Wales gefahren sind und die “grünen Hügel” uns seither nicht mehr aus dem Kopf gingen, haben wir uns entschieden in diesem Sommer Südwales zu erkunden.
Und grün war es definitiv. Aber nicht wie man nun vermuten würde wegen des Dauerregens, sondern auf Grund des sehr schön ausbalanciertem Wetter bei durchschnittlich 21 Grad. Checkpot! Den ersten “englischen Nieselregentag” haben wir dann gefeiert. Nach einer Woche ohne Regen kam es uns nämlich schon etwas surreal vor und ein bisschen gehört ein Tag mit Regenschirm ja zum “Kulturerlebnis” dazu.
Den Regentag haben wir übrigens im botanischen Garten verbracht: Uns im Tropenhaus versteckt, Cafe getrunken, Pflanzen bestaunt und sobald die Wolken sich lichteten das ganze Areal noch mit Laufschuhen erkundet. Denn ohne einen Garten oder ein Schloss gesehen zu haben, darf man aus Wales nicht wieder ausreisen.
Und natürlich darf auch die Kulinarik nicht zu kurz kommen. Neben den sowieso gesetzten Pub-Besuchen wollen wir euch noch den “Cream Tea” ans Herz legen: Es handelt sich dabei um eine kleine Mahlzeit bestehend aus Scones, Schlagobers und Marmelade. Kombiniert natürlich mit Tee, oder für uns Festlandeuropäer einer ordentlichen Kanne Kaffee. Das Ganze gibt’s am Nachmittag als Zwischenmahlzeit. So wie Portugiesen ihr “lanchar” haben, gibt es in Großbrittanien eben den “Afternoon Tea” – für uns am liebsten in Form von Cream Tea.
Hauptsächlich waren wir aber natürlich der Landschaft wegen vor Ort: In Südwales lassen sich unterschiedlichste Landschaften erkunden. Die weiten kargen Flächen und Gipfel des Brecon Beacons Nationalparks, die Steilküsten ganz im Westen (Pembrokeshire Nationalpark) und natürlich die zahlreichen Waldflächen in denen sich die Trail Center befinden.
Den Schwerpunkt der Reise haben wir auf eben jene Trail Center gelegt. Diese sind frei zugängliche Mountainbike-Gebiete, die in großen Wirtschaftswäldern zur allgemeinen “recreation”, also Erholung angelegt wurden. Die Trails werden regelmäßig gepflegt, erweitert und bei Bedarf umgeleitet – sollte nämlich ein Teil des Waldes im Rahmen seines Nutzungsplanes bearbeitet werden.
Bei den größeren Trail Centern findet man meistens etwas Infrastruktur: Ein Cafe, einen Bikeladen, teilweise Duschen. Oftmals auch kombiniert mit Wanderwegen und Picknickplätzen. So kann man getrost auch mehrere Tage hier verbringen und das gesamte Gebiet erkunden.
Wir haben drei Trail Center besucht: Cwm Carn, Afan Forest und Brechfa. Die ersten Beiden sind voll ausgebaut mit Infrastruktur, Brechfa ist etwas kleiner und noch sehr sehr natürlich. Allensamt ist gleich, dass die Trails sehr natürlich sind, größtenteils auf schmalen Wegen gefahren wird (sowohl im Up- als auch Downhill) und wir in der ganzen Zeit nicht eine Bremswelle gesehen haben. Die Wege sind immer komplett ausgeschildert, in der Regel Rundtouren um die 16-26 km und bewegen sich durchwegs in schönen Landschaften. Aber wie gesagt – Nutzflächen. Man radelt durch wilde, bemooste Wälder, über offene Heideflächen und auch durch den ein oder anderen Windpark. Dafür mit Aussicht auf die Gipfel des Brecon Beacons Nationalpark :).
Alle Drei können wir euch wärmstens empfehlen. Die Schwierigkeiten bewegen sich im unteren Level, da die Strecken eher auf Crosscountry ausgelegt sind. Dafür ist mit den Uphill Trails gut Ausdauer gefragt. Oder für etwas Uphill-Flow hat man mit einem E-Bike natürlich extra viel Spaß.
Die Orte selber, an welchen sich die Trails befinden, sind auf den ersten Blick etwas verlassen und nicht sehr einladend. Glyncorrwg (Afan Forest) als Beispiel ist eine alte Minenstadt, die ihre besten Zeiten hinter sich hat. Von den 7 Pubs, ist keines mehr übrig und alles wirkt einsam und leer. Doch die Trailcenter machen das wieder wett und die besten Gespräche der ganzen Reise haben wir an diesen Orten geführt. Apropos Gespräche – einer der großen Pluspunkte einer Reise nach Großbritannien ist die Sprache und die Offenheit der Briten. Aus einem kurzen Smalltalk wird schnell eine viertelstündige Unterhaltung über Reisen, Leben & Wertvorstellungen und nebenbei erhält man noch die besten Tipps für den nächsten Pub Besuch oder die schönsten Trails.
An den Fahrradpausetagen gibt es wie oben erwähnt noch viel mehr zu entdecken. Wir sind unter anderem Abschnitte des Pembrokeshire Coastal Paths gewandert und haben etwas Zeit an den Steilküsten ganz im Westen verbracht. Hier sei der Bereich zwischen den kleinen Orten Fishguard und Trefdraeth empfohlen. Beide Örtchen bieten einiges an Kulinarik, dazwischen lässt sich gut an der Küste wandern, im Hinterland Graveln oder einfach das “Leben am Meer” geniessen.
Und wer gerne noch etwas zum Bergwandern/ Traillaufen gehen möchte, dem sei der Brecon Beacons Nationalpark empfohlen. Er ist das Herzstück von Südwales und bietet weite, karge Landschaften. Wenn man hier zudem die Hotspots meidet, lässt sich der ganze Tag alleine in der Weite der Hügel verbringen – alleine unter Schafen versteht sich. Landschaftlich gesehen auf jeden Fall ein Highlight, denn solchen Gebiete, ohne Infrastruktur und mit viel Weitblick sind wir aus den Nordalpen nicht gewöhnt.
Da wir ja immer “mit unserer Arbeit” reisen, sind viele unsere Tage eine Kombination aus Work + Life. Das Schöne am Reisen im Bus ist, dass man immer alles direkt griffbereit hat und auch Regentage gut nutzen kann: Sieht es nach einer Regenpause aus, wird das Fahrrad bereit gemacht und das Wetterfenster gleich genutzt. Dazwischen wird gearbeitet und in der Regel viel Kaffee getrunken.
In Wales gibt es ausreichend Parkplätze und Infrastruktur um die Tage sportlich zu verbringen und dazwischen zu Arbeiten. Es ist aber nicht so wie in Schottland oder Norwegen, dass das “Frei stehen” offiziell möglich ist.
Es muss entweder ein Campingplatz angefahren werden oder – und das ist noch viel viel besser – die lokale Gastronomie unterstützt werden. Denn in Großbritannien gibt es die sogenannten Motorhome Pub Stays. Wenn man einen komplett autarken Bus hat, kann man auf den Parkplätzen mancher Pubs übernachten, wenn man einkehrt.
Und das Einkehren gehört ja zu jeder Reise und zum Kulturerlebnis dazu! Und nachdem wir beim ersten Pub Stay herausgefunden haben, dass es immer tollen vegetarische/vegane Alternativen im typischen Pubfood Style gibt, haben wir diese Möglichkeit des Öfteren genutzt 😅.
Und was denkt ihr? Feuer gefangen?
Wales ist definitiv ein Eck zu fahren. Aber in Kombination mit einem Abstecher nach London am Hinweg und einem Besuch von Bath und der nordfranzösischen Küste am Rückweg, lässt sich die Reise gut durchführen. Und nicht vergessen – unbedingt Indisch Essen gehen in England.😉🍛🚴♀️
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