2018 waren wir zum ersten Mal Bikepacken. Seit damals haben wir jedes Jahr eine Mehrtages-Radtour gemacht. Mal auf Trails, mal auf der Straße und auf Schotterwegen. Unsere Tour von 2018 haben wir mit Bildern festgehalten und Holger hat damals einen schönen Tourenbericht geschrieben. Da Bikepacken ja so gefragt ist wie nie zuvor, hier unsere Eindrücke einer Tour, die wir noch immer in sehr guter Erinnerung haben.

Falls der ein oder andere noch nach Inspiration sucht 🙂

Recht spontan war unser Ausflug nach Irland. Zwei Wochen vor Abflug habe ich Lisa von meinen Plänen erzählt, einen kurzen Trip nach Irland zu unternehmen. Sie sagte sofort, dass sie mitkommen würde, allerdings in dem Glauben, dass ich zu Fuß einen Weitwanderweg gehen wolle.  Ich wollte diesmal allerdings auf eine neue Form des Reisens setzen, dabei unser Fahrräder mit Gepäck behängen und pedalierend die meisten Kilometer bewältigen – Bikepacking.

Letztes Jahr auf der Eurobike (Anm. d. Red. 2017) ist mir zum ersten Mal das Thema Bikepacking aufgefallen. Beim Bikepacking werden die Taschen direkt an den Rahmen gespannt, in der Regel an Gravelbikes (etwas robusteren Rennrädern ohne Gepäckträger).

Unsere Mountainbikes haben natürlich ebenfalls keine Gepäckträger und deshalb setzen auch wir auf die Bikepackingtaschen. Für diese erste Bikepacking Reise waren die Mountainbikes besonders wichtig, denn wir wollten auf alle Fälle ein ganz bestimmtes Trailcenter in die Route mit einbauen, in welchem wir vor vier Jahren ein paar Tage waren. Damals waren wir dort um unsere Adele Kleidung während einer Mountainbike Europameisterschaft auszustellen.

Das ideale Setup wäre, möglichst minimalistisch zu packen und besonders kleine Ausrüstung zu besitzen, sodass wirklich nur die vorgefertigten Biketaschen ausreichend sind. Als Neulinge, waren unsere Räder heillos überladen, mit großen Schafsäcken (Irland im Mai stellt man sich kalt vor), riesigen Isomatten und Regenausrüstung (wir fahren ja auf dem Rad durch Irland), welche wir noch on top auf die Taschen geladen haben.

Gestartet sind wir in Irlands zweitgrößter Stadt Cork. Dort haben wir in einem süßen Bed and Breakfast übernachtet und unsere großen Bikebags für die Woche verstaut. Die ersten Kilometer aus der Stadt raus haben wir alle paar Minuten angehalten und nochmals unsere Taschen ummontiert, festgezurrt und neu geordnet. Doch als wir Cork hinter uns hatten, saßen die Taschen perfekt am Rad.

Unser erstes Ziel lag 70km und eine Zahl an Höhenmetern, die einer kleinen Bergtour entspricht, entfernt. Mitten im Nirgendwo. Dort haben die Iren vor vier Jahren ein großes Trailcenter angelegt, mit dem schönen Namen Ballyhoura. In Irland gehört der Großteil derWälder keinen Privatpersonen, sondern dem Land. Deshalb sind solche Projekte deutlich einfacher umzusetzen als bei uns in den Alpen, bzw. grundsätzlich in Deutschland.

Und diese ersten 70km stehen in keinem Reiseführer drin, denn es gibt 70km lang nichts zu sehen. Es sind einfach lange gerade Straßen umgeben von viel Gebüsch. Alle paar hundert Meter steht ein kleines einfaches Haus. Anfangs haben wir uns gefragt, ob dort wirklich jemand tagtäglich lebt. Doch dem ist wirklich so. Die Iren leben selten in Wohnungen, sie haben meist 3 Zimmer, Küche, Bad und die Häuser stehen eben meist ein bisschen mitten im Nirgendwo. Wenn man dann endlich auf ein kleines Örtchen trifft, wird das lokale Pub natürlich unterstützt!

Wir waren ganz froh, auch die eher trostlose Seite von Irland gesehen zu haben. Denn der Rest unseres Trips hat uns ab Tag Zwei ausschließlich das schöne grüne Irland gezeigt. Die Tagesetappe Nummer 1 endet somit im Trailcenter Ballyhoura. Das Trailcenter umfasst mehr als 60 km angelegte Trails in staatlichem Forstgebiet. Alle Höhenmeter werden dort selbst getreten, aber alle Höhenmeter werden dafür auch zum überwiegenden Teil auf Trails bewältigt. Alles was bergab geht verläuft selbstredend ebenfalls auf Trails. Wir sind am Morgen unseres zweiten Tages einen 40km Loop gefahren und würden uns wünschen, dass so etwas simples und tolles auch irgendwann bei uns vor der Haustür zu finden ist.

 Am Abend vor unserer Trailtour sind wir schon in Ballyhoura angekommen. An der Einfahrt zum Parkplatz steht ein großes Campen verboten Schild. Wir haben uns ein wenig überlegt, ein bisschen weiter ins Land zu fahren um dort zu Zelten. Aber kaum haben wir uns vor das kleine zum Trailcenter gehörende Hüttchen gesetzt, kam der zuständige Hüttenwart angefahren und hat gefragt ob wir heute hier Zelten möchten. Denn, wenn wir das vorhätten, würde er das Hüttchen auflassen, uns zeigen wo das Licht angeht und wie die Duschen funktionieren. Man kann sich vorstellen wie wir uns etwas verwundert gefreut haben. So etwas passiert einem wahrscheinlich nur in Irland.

Nach dem perfekten Vormittag in Ballyhoura war dann wieder Schluss mit entspannt Fahrad fahren. Wir haben nach der 40km Runde unsere Räder wieder mit jeweils 20 Kilo Gepäck beladen und sind in Richtung Killarney aufgebrochen. 

Man könnte jetzt abwertend sagen, Killarney wäre voll von Touristen, aber es hat eher so gewirkt, als wären in Killarney alle Länder zuhause. Die Atmosphäre ist durch die vielen gemütlich Pubs sehr entspannt und die Bewohner der Stadt strahlen wie alle Iren eine innere Freundlichkeit aus. Und durch die vielen Menschen ist Killarney eine sehr lebendige Stadt und für uns eine gute Abwechslung zu den einsamen Straßen der letzten Stunden.  Also wieder Zeit für einen Abstecher in ein “irisches Wohnzimmer”.

Von Killarney aus fahren wir den wunderschönen Ring of Kerry. Wenn man ein Bild von Irland im Kopf hat, wird man hier meist bestätigt. 

Nach 20 km auf Irlands bekanntester Straße, überlegen wir einen direkteren Weg zu unserem nächsten Zwischenstopp einzuschlagen. Die ersten Meter waren geteert, ein bisschen weiter hinten hat man den ersten Schotter gesehen. Auf uns zu lief ein nettes Paar um die 50 mit Hund. Die haben wir gefragt ob sie die ganzen 15km gewandert sind und wie die Beschaffenheit des Weges sein wird. Die Frau hat sich unserer Räder angeschaut und selbstsicher beschlossen, dass der Weg für Mountainbiker genau das richtige sei. Der Mann stand hinter ihr und wollte eher das Gegenteil mitteilen, kam aber nicht wirklich zu Wort. Zum Glück haben wir der Dame vertraut, sie hatte zwar nicht wirklich recht was die Fahrbarkeit anbelangt, aber landschaftlich war es der Hammer und von der Scharte aus hatten wir die nächsten 400hm einen schönen Trail. Trails mit Gepäck fahren war grundsätzlich kein Problem, allerdings mussten wir die Gabel zudrehen, da ansonsten das schwere Gepäck am Lenker immer wieder auf dem Vorderrad aufgesetzt wäre. 

An diesem Abend hätten wir als Krönung noch fast den perfekten Schlafplatz gefunden. Die letzten 20km der Tagesetappe haben uns auf einen Pass zwischen den kleinen Bergen an Irlands Küste geführt. Und als wir um Neun oben ankamen haben wir beschlossen, dass man schöner nicht Zelten kann.

Bis wir unser Zelt aufgebaut hatten und gerade den Kocher anschmeißen wollten haben uns allerdings auch schon die Midges gefunden. Midges sind winzige Fliegen, die geräuschlos um Gesicht, Hände und Beine schwirren und ständig zustechen.

Wir haben gehofft, dass sie in der Höhe nicht anzutreffen sind. Aber wie uns später der Campingplatzwart so schön gesagt hat, es gibt sie einfach überall in Irland und besonders in hohem Grass und dort wo es schön ist. Innerhalb von 10 Minuten haben wir wieder abgebaut und sind noch bergab zum nächsten deutlich schmuckloseren Campingplatz geradelt.

An diesem Abend hätten wir als Krönung noch fast den perfekten Schlafplatz gefunden. Die letzten 20km der Tagesetappe haben uns auf einen Pass zwischen den kleinen Bergen an Irlands Küste geführt. Und als wir um Neun oben ankamen haben wir beschlossen, dass man schöner nicht Zelten kann.

Bis wir unser Zelt aufgebaut hatten und gerade den Kocher anschmeißen wollten haben uns allerdings auch schon die Midges gefunden. Midges sind winzige Fliegen, die geräuschlos um Gesicht, Hände und Beine schwirren und ständig zustechen.

Wir haben gehofft, dass sie in der Höhe nicht anzutreffen sind. Aber wie uns später der Campingplatzwart so schön gesagt hat, es gibt sie einfach überall in Irland und besonders in hohem Grass und dort wo es schön ist. Innerhalb von 10 Minuten haben wir wieder abgebaut und sind noch bergab zum nächsten deutlich schmuckloseren Campingplatz geradelt.

Doch am nächsten Morgen hätten wir sowieso keine Zeit für den schönen Ausblick gehabt. Wir hatten eine Fähre zu erwischen. Unser Ziel war die reizende Insel Cape Clear, einer der südlichsten Flecken Irlands. 

Auf Cape Clear leben ständig 80 Menschen, nochmals 40 regelmäßig am Wochenende und dann gibt es dort noch einige Menschen aus Cork und Umgebung die regelmäßig dort ein paar Tage ausspannen.

Wir radelten also was das Zeug hielt, bei 38 Grad im Schatten (wir hatten doch tatsächlich eine Woche mit Hitzerekord und ohne einen Tropfen Regen erwischt) bis zur Anlegestelle der Fähre in Schull. Passenderweise war noch Zeit für einen Zwischenstopp am lokalen Markt samt Pizzaexpress – siehe da, es war der selbe Pizza Wagen, der auch 2014 auf den Europameisterschaften in Ballyhoura dabei war; und der Pizzabäcker erkannte uns wieder.

Was auf einer irischen Insel natürlich nicht fehlt ist ein Pub. Es gibt sogar zwei Pubs. Das Wochenende teilen sich die zwei Pubs so auf, dass das am Wasser gelegene Freitagabend eine Anlaufstelle für traditionelle Livemusiker ist und das 50 Meter höher gelegen Samstag Nacht eine Band spielen lässt.  

Wir kamen am Freitag auf der Insel an und saßen natürlich den ersten Abend im Pub unten am Meer. Wie für Irland typisch hatten wir nach 5 Minuten Gesellschaft am Tisch und  ein grandioser Abend mit Guiness und 3 sympathischen irischen Nerds nahm seinen Lauf. Die drei waren die irische Version der Charaktere aus The Big Bang Theorie und hatten das Wochenende frei von ihren jeweils 4 Kindern. 

Wir beschlossen ein wenig wegen Lisas´ schmerzendem Knie, aber auch weil Pausen sein müssen auf Cape Clear einen wirklichen Ruhetag einzulegen und die Insel zu Fuss noch genauer zu erkunden.

Ein bisschen hat uns auch die Tatsache, dass wir nochmal leckeren und wirklich fangfrischen Fisch zum Abendessen haben konnten dazu verleitet auf der Insel zu verweilen. Wirklich fangfrisch heißt in dem Fall, dass es ab 19 Uhr Abendessen gibt und man erst um 18 Uhr erfährt, was heute auf der Karte stehen wird. 

Der letzte Tag führte uns radelnd wieder zurück in die, wie uns eine nette Familie aus Cork auf der Insel erklärt hat, wahre Hauptstadt Irlands. Das wunderbare Cork. Hier trinkt man Murphys und nicht Guinness und die Räder kann man anscheinend auch mal unabgeschlossen stehen lassen ohne, dass sie sofort verschwinden.

Unser Fazit für das Reisen mit dem Rad ist, dass es uns gut gefällt, man wahnsinnig viel sieht, aber auch, dass man Highlights wie das Trailcenter auf alle Fälle einplanen sollte. Sonst wird es uns Bergsportlern eventuell zu eintönig.

Logistisch gesehen kann das Gepäck auf jeden Fall noch optimiert werden, für mehr Fahrspaß und vor allem wenn man plant öfters Bikepacken zu gehen, lohnt sich die Investition in kleinere Ausrüstung.

Mit dem Zelt zu reisen hat den großen Vorteil flexibel zu sein und an besonderen Plätzen übernachten zu können. Als beste Reisezeit können wir für Irland keine gute Aussage treffen, da wir eine der größten Hitzewellen und somit sicher sehr untypisches Wetter erwischt haben. Es lohnt sich aber, darauf zu achten, wann die Midges Hochsaison haben – die machen einem das Leben nämlich zur Hölle!

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