Pläne schmieden ist gut und wichtig. Für unseren Kurzurlaub in Frankreich hatten wir geplant eine drei-tägige Vercors Durchquerung mit unseren Mountainbikes zu absolvieren. Von GRENOBLE bis DIE und mit dem Zug zurück, entlang der ausgeschilderten Route und in der Hoffnung möglichst viele Singletrails unter die Stollen zu bekommen.
Wir starten an Tag 1 mitten in Grenoble und radeln 1000 Höhenmeter auf das Plateau, auf der Rückseite der beeindruckenden Felswände des Vercors. Die Strecke führt schön durch den Wald, mit größtenteils angenehmer Steigung und entfernt von jedem Verkehr. Typisch Französisch kurbelt man Forstwege und teilweise Singletrails hoch und keine Straßen.
Dabei folgen wir der uns schon von anderen Touren bekannten Beschilderung. Ein rotes Dreieck mit zwei Punkten darunter und dem Namen der jeweiligen Tour, die französische MTB Beschilderung für Mehrtagestouren. Dieses Mal wollen wir einen Teil der 1.000 km langen Chemins du Soleil testen und haben uns auf Grund unseres begrenzten Zeitfensters für die Vercors-Durchquerung entschieden, die weg-gleich mit den Chemins verläuft. In drei Tagen radelt man so von Grenoble nach Die und nimmt dann wieder den Zug zurück zum Ausgangspunkt. Die französischen Mehrtages-MTB-Touren sind immer komplett beschildert und nach unserer Erfahrung auch gesegnet mit vielen Abschnitten auf schmalen Wegen, schönen Blicken und besonderen Landschaften.
Das Vercors ist landschaftlich auf einer Seite – aus Sicht eines Bergmenschen und Kletterers – sehr, sehr spannend. Riesige Felswände ragen kilometerlang über das Tal, Gipfel reiht sich an Gipfel. Auf der Rückseite dieser Gipfel öffnet sich aber die Landschaft in ein weitläufiges Plateau. Wälder, Wiesen, weiße Kühe und kleine Dörfer soweit das Auge reicht.
Nicht ganz die Landschaft, die wir als den besten Abenteuerspielplatz bezeichnen würden. Unabhängig davon, gibt es natürlich in Wäldern mehr als genügend Möglichkeiten um spannend Mountainbiken zu gehen, das hatte uns ja gerade im Frühjahr Kanada mehr als bewiesen. Die Singletrails an unserem ersten Tag Vercors-Durchquerung sind aber eher rar gesäat. Bzw. erscheinen sie uns im Vergleich zu den anstrengenden Anstiegen bei 35 Grad, sehr direktem Sonnenschein und nervigen Fliegen die stetig um den Kopf schwirren, irgendwie nicht ganz verhältnisgemäß.
Wir verstecken uns in einem kleinen Cafe, jausnen das obligatorische Baguette und hängen beide unseren Gedanken hinterher. Bis Lisa dann doch das Gesicht verzieht und vorsichtig anfrägt, wie Holger den bisherigen Tag so gefunden hätte. Schnell wird klar, dass die Gedanken die selben sind. Die geplante Tour ist irgendwie gerade nicht das, wonach uns der Sinn steht. Wenn man nur wenige Tage Zeit hat, will man diese voll auskosten. Und das bedeutet für uns, viele Trails, viele Ausblicke, Gipfelmomente und etwas Abenteuer. Darin sind wir uns einig.
Wir beschliessen, trotzdem eine Nacht in einem der kleinen, französischen Ski-Orte zu übernachten, das Leben zu geniessen und an Tag 2 einen eigens ausgedachten Rückweg anzutreten, anstelle die restlichen Tage bis “Die” weiter zu radeln. So sparen wir uns den doch aufwändigen Rückweg mit dem Zug und können die “gewonnenen” Tage mit etwas anspruchsvolleren Tagestouren verbringen. Als Übernachtungsort nutzen wir das Ende unserer geplanten ersten Etappe, das Örtchen Villard-de-Lans. Der Ort hat seinen Charme bewahrt, ist touristisch aber trotzdem natürlich. Nach einem ganzen Tag auf dem Bike, kann man es sich dort richtig gut gehen lassen, gemütlich das Örtchen erkunden und die lokalen Spezialitäten ausprobieren.
An Tag 2 gilt es nun einen Weg durch die Felsen zurück nach Grenoble zu finden. Unser Übernachtungsort liegt ganz passend um zum Col de l’Arc zu gelangen, der weit und breit einzigen Möglichkeit zwischen besagten Felswänden die andere Seite zu erreichen. An dem Pass zwischen zwei Gipfeln öffnet sich die Landschaft und ein schmaler Weg windet sich auf der gegenüberliegenden Seite Richtung Tal.
Wir pedalieren also in Villard-de-Lans los, folgen dem uns schon bekannten Weg des Vortages wieder etwas Richtung Norden und biegen dann aber ab Richtung Skigebiet. Wir erhoffen uns hier eine Schotterpiste, die uns möglichst weit nach oben bringt. Wie gewünscht können wir im Skigebiet noch etwas pedalierend an Höhe gewinnen, bevor wir unsere Räder endgültig hochheben und die letzten Höhenmeter zum Pic Saint-Michel tragend hinter uns bringen.
Zum Col de l’Arc hätte es einfachere Wege gegeben, doch eine gute Biketour muss einen Gipfel beinhalten. Das entspricht unserem Abenteuerempfinden. Deswegen tragen wir, immer wieder unterbrochen durch nette Gespräche mit ungläubigen Wanderern, unsere Räder bis zum Gipfel des Pic Saint-Michel. Auf der einen Seite brechen die Felswände 100e Meter ab, man hat Wahnsinns-Tiefblicke bis nach Grenoble, über uns kreist ein Geier und den Gipfel schmückt ein gebasteltes Kreuz aus alten Skiern – so stellen wir uns einen guten Tag vor.
Vom Gipfel startet ein teilweise fahrbarer Trail, der immer mal wieder durch kurze Schiebepassagen und besonders grobes loses Geröll unterbrochen wird. Bis zum Pass geht unsere “70% Fahren, 30% Schieben” Regel vielleicht grade so auf. Ab dem Pass schlängelt sich der Pfad etwas flowiger Richtung Tal. Der Weg ändert ständig seine Beschaffenheit , mal geht es steil und eng durch den Wald, mal sind wir auf einem breiteren Weg mit vielen Wasserrillen, dann geht’s wieder steinig mit Blicken auf Grenoble weiter. Aber immer ein natürlicher Untergrund. Nach mehr als 1.800 Höhenmetern spuckt uns der Trail südlich von Grenoble wieder aus und wir pedalieren zurück zum Startpunkt.
Pläne zu schmieden ist gut und wichtig. Doch manchmal ist es umso wichtiger, seinen Plan zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. In der Regel sind Touren eher zu anspruchsvoll, zu gefährlich oder zu lang. In unserem Fall war es anders herum. Bei Mehrtagestouren ist es manchmal etwas schwierig einzuschätzen, da die Touren ja nicht anhand des einzelnen Tages gemessen werden, sondern in ihrer Gesamtheit. Vielleicht hätte man die drei Tage auch einfach “durchdrücken” müssen, bei Mehrtagestouren geht es ja auch viel ums Weiter Fahren.
Im Nachhinein sind wir aber trotzdem froh, die Tour entsprechend angepasst zu haben. Nicht nur wegen dem tollen Gipfel-Erlebnis und den 1.800 Höhenmetern Abfahrt. Sondern auch weil wir in den folgenden Tagen sehr besondere Tagestouren unternahmen und das Örtchen La Grave entdecken durften. Dort wiederum stolperten wir wieder über “rote Dreiecke mit roten Punkten” und somit über unsere nächste geplante Frankreich-Tour. Eine Mehrtagestour mit Blicken auf Gletscher und mit vielen Singletrails – so wie wir es in Frankreich gewohnt sind.
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