Nach Nepal zum Mountainbiken – das ist bestimmt nicht die erste Sportart, an die man bei diesem Reiseziel denken würde. Doch die Idee, mit unseren Bikes dieses Land zu erkunden, hat sich schon vor ein paar Jahren in unsere Köpfe geschlichen und uns nicht mehr losgelassen. Im März 2023 ist es so weit, wir reisen für ein Monat nach Nepal und erkunden sowohl die City Trails rund um Kathmandu und Pokhara, sowie die alpinen Wege in Lower Mustang.

Wir lieben es mit unseren Mountainbikes zu reisen. So lassen sich Kultur, Reisen und Sport perfekt verbinden und man wird Teil einer Community und eines Landes. Denn egal wohin man geht, Fahrrad wird immer gefahren.

Zum “Einrollen” unterbrechen wir unseren Kulturteil in Kathamandu für einen Tag und erkunden die Helipad Trails nördlich der Stadt. Das wahre Erlebnis ist die Anfahrt quer durch die hektische, volle und stickige Stadt. Auch wenn es im ersten Moment unmöglich erscheint, in dieser Masse aus Rollern, Autos, Lastwagen und Karren sicher voran zu kommen, ist man ganz einfach Teil der Bewegung und schwimmt mit dem Strom. Die Trails selbst sind flowig und führen uns immer entlang eines mit Gebetsfahnen übersäten Bergrückens wieder zurück in die Stadt. So lässt sich der darauffolgende Tag wieder gut mit Sightseeing & Kulturerlebnis verbringen.

In Pokhara erkunden wir beide Seiten des Phewa See’s. Eine Tour führt uns durch die Reisfelder auf den Hausberg der Stadt, hoch zur Peace Stupa. Von dort führt ein schöner Trail durch die trockenen Wälder direkt bis in die östlichen Wohngebiete. Auf der anderen Seeseite kann man zum Aussichtspunkt Nummer 1, nach Sarangkot, hochradeln. Von dort hat man bei freier Sicht, den besten Blick auf die Annapurna Kette. Die beiden Touren bieten sich an, um sich für die alpinen Trails einzustimmen und schon ein paar Höhenmeter zu sammeln. Wenn das Wetter gut ist, hat man fantastische Blicke und besonders der Trail von der Peace Stupa ist sehr zu empfehlen.

“Eingeradelt” machen wir uns mit dem Local Bus auf den Weg nach Jomsom. Es dauert ganze zwölf Stunden, die gerade Mal 160 km zurückzulegen. Der erste Teil der Strecke ist asphaltiert, aber selbst hier hatte der anhaltende Regen der Wochen zuvor einen Teil der Straße weggeschwemmt. Für den kurzen Abschnitt von ein paar Hundert Metern brauchen wir mehr als eine Stunde, da ständig jemand stecken bleibt und ein Bus sogar von einem Truck heruasgezogen werden muss. Und vom zweiten, Dirt-Road Teil der Strecke durch die sehr einprägsame Kali Gandaki Schlucht, wollen wir gar nicht erst sprechen. Die Anfahrt macht auf jeden Fall einen großen Teil des Abenteuers aus. 

Jomsom liegt auf 2.800 Metern Höhe, inmitten der sehr trockenen Ebene. Es gibt einen Flughafen, viele Hotels und ist Ausgangspunkt bzw. Endpunkt vieler Trekkingtouren im Annapurna Gebiet. Bei unserer Ankunft ist es dunkel, eiskalt und regnet. Nicht gerade der Empfang, den wir erwartet hatten. Da wir sehr bald in der Saison vor Ort sind, ist noch recht wenig los, die meisten Hotels sind leer und die Gaststuben nicht geheizt.

So wie im europäischen Winter, war auch der Winter in Nepal viel zu trocken, es gab kaum Schnee – doch der Winter entscheidet sich, so wie in den Alpen, Ende März nochmals ordentlich zurück zu kommen. So sind nicht nur die sowieso immer weißen 7000er und 8000er Gipfel rund um uns mit Schnee bedeckt sondern der Schnee zieht sich bis runter in die Täler. Jomsom wirkt leicht eingefroren und wir flüchten gleich am ersten Morgen in die “German Bakery”, gönnen uns einen Kaffee und eine Zimtschnecke.

Für Tag 1 wählen wir den Aufstieg über die kleinen Dörfer Phalyak und Dhagarjun bis zu einem Gipfel auf knapp 3500 Metern. Ziel ist, auf der anderen Seite abzufahren. Von unten sehen wir aber schon, dass an der Stelle, wo zuvor ein Singletrack gewesen war, eine breite Dirtroad in den Berg geschlagen wurde. Wir entscheiden aber auf jeden Fall hoch zu pedalieren um vielleicht noch die Reste des alten Pfades zu finden. Erst müssen wir entlang des breiten Kali Gandaki Flusstales die offizielle Straße Richtung Muktinath radeln, bis wir dann über eine typisch nepalesische Hängebrücke den Fluss queren und mit Wahnsinnsblicken immer bergauf zu den Dörfern radeln. 

In Dhagarjun pausieren wir kurz und bekommen in einem sehr einheimischen Lokal “Dal Bhat”, das nepalesische Lokalgericht, als Mittagstisch serviert. Das schöne an Dal Bhat ist, dass man immer wieder Nachschlag haben darf – man kann also soviel Essen wie man möchte. Jeder Koch/ jede Köchin interpretiert das Gericht etwas anders, so hat man immer wieder neue Geschmackserlebnisse. Es besteht aber immer aus Reis und Linsensuppe, mit variierenden Beilagen. Wir verlieben uns in den gebratenen Spinat, den es wirklich fast immer dazu gibt und die scharfen Curry’s, die meistens aus Kartoffeln bestehen.

An der Scharte weiter oben, lernen wir aber sehr schnell den wichtigsten Fakt, den es über das Kali Gandaki Tal zu wissen gibt. Ab Mittags herrscht hier der Wind. Und zwar jeden Tag. Und zwar so stark, dass wir nicht einmal ein Foto an der Scharte machen können, ohne umgeweht zu werden. Wir wussten zwar um diese Winde, da auch die Flieger in Jomsom nur früh morgens starten und landen können, hatten aber nicht diese Stärke erwartet. Der Wind weht von Westen das Tal aufwärts und macht ein Vorankommen in die andere Richtung schier unmöglich. Die geplante Abfahrt macht – unabhängig von der breiten Dirtroad – also sowieso keinen Sinn. Ist aber nicht schlimm, denn beim hochpedalieren haben wir entdeckt, dass auch auf “unserer” Seite ein Singletrack nach unten führt. So folgen wir den flowigen Trailabschnitten auf der windgeschützten Seite bis nach unten zur Hängebrücke. Und dann dürfen wir noch 8 km gegen den Starkwind wieder zurück nach Jomsom radeln🤣. 

An Tag 2 kommt direkt eines der Highlights dran, wir wollen in Richtung Tilicho See radeln und dann abends noch weiter nach Kagbeni um dort zu übernachten. 

Die Strecke zum Tilicho See soll einer der besten Trails Lower Mustangs sein. Erst radelt man nach Thinigaun und dann von dort eine Dirt Road weiter bergauf. Laut Luftbild muss man von dieser auf ca. 3300 Metern abzweigen und dem Trail bergauf folgen, den man später auch runter radelt – same way in and out. Wir folgen also dem Trail und radeln/schieben/tragen bergauf bis wir auf 3600 Metern wieder eine “neue” Dirtroad entdecken. Wer also den Trail ebenfalls machen möchte, es gibt da auch wieder eine neue Straße und man kann etwas “einfacher” hochradeln. 

Der Trail lohnt sich auf jeden Fall sehr, er ist super schmal, schlängelt sich durchgehend am Bergrücken entlang und ist flowig zu fahren!

Nach der Trailtour ist der Hunger natürlich wieder groß – wir stoppen noch für ein Dal Bhat in Thinigaun und machen uns gestärkt auf den Weg nach Kagbeni. Erst ist die Freude natürlich groß, wir radeln mit Rückenwind. Doch kurz vor Kagbeni macht das Tal eine kleine Biegung, der Wind wechselt die Richtung und die letzten zwei Kilometer kämpfen wir uns noch mit müden Waden gegen den Wind. Der Ort Kagbeni ist viel sympathischer als Jomsom. Die Gassen sind klein, es gibt einen schönen Tempel und wir führen viele nette Gespräche. In unserem Hotel, dem Yak Donalds, treffen wir auf Bert, einen niederländischen Rentner, der für die “niederländische GIZ”, also eine Gesellschaft für Entwicklungszusammenarbeit arbeitet. In seiner beruflichen Laufbahn war er Bäcker und bereist nun als Rentner weltweit Bäckereien, um zu lehren wie man “gesundes” Brot bäckt. Auch das Yak Donalds hat eine kleine Bäckerei und er wird eine ganze Woche hier bei den Locals in Kagbeni wohnen und mit ihnen und den lokal verfügbaren Zutaten Brot backen.

An Tag 3 führt uns ein reiner Uphill nach Muktinath. Wir entscheiden uns, nicht der Hauptstraße zu folgen, sondern wählen die Strecke über Jhong. Erst starten wir den Tag aber mit einem richtig guten Kaffee (der Erste seit drei Tagen). In Kagbeni entdecken wir das Jonny Cash Cafe, der Besitzer hat eine große italienische Siebträger Maschine. Diese finden sich in Nepal mittlerweile überall, so weit oben hatten wir aber nicht damit gerechnet.

Die Strecke über Jhong nach Muktinath ist gut zu radeln, die Schotterstraße ist nie wirklich steil, man hat (wie immer) schöne Blicke und wir treffen nur ein paar Ziegenhirten und einen einzigen Wanderer. Jhong bietet sich als Mittagessen-Spot an. Dieses Mal testen wir ein anderes Gericht, Chow Mein – angebratene Nudeln. Wieder verbringen wir die Pause gefühlt bei jemandem zuhause. Wir dürfen in der Küche zusehen wie gekocht wird und essen dann im Dachgeschoss neben der betenden Oma, die sich nicht eine Sekunde lang irritieren lässt. Unabhängig davon, dass das Radeln hungrig macht, sind diese Mittags-Stopps immer ein sehr wertvoller Teil der Reise, um die Kultur noch besser kennen zu lernen.

Und das Schöne in Nepal ist, dass man sehr einfach vegan/ vegetarisch Essen kann und nicht wie in den meisten anderen Ländern das Gefühl hat, komplett die Esskultur zu verpassen. Und beim Sporteln ist gutes Essen ja umso wichtiger 😉🍜.

Muktinath selbst gefällt uns wirklich gar nicht. Es ist eine reine Ansammlung an sehr großen Hotels, alles ist kalt und dunkel (hat auch ein bisschen mit den aufziehenden Wolken und den niedrigen Temperaturen zu tun) und die Stimmung ist nicht sehr einladend. Es handelt sich um einen sehr beliebten Pilgerort, sowohl für Hindus als auch Buddhisten. Die Touristen werden scharenweise mit dem Bus angekarrt und vom Parkplatz auf armen, müden Pferden bis zum Tempel hochmanövriert. Wir schlendern ein Mal durch den Ort, drehen die Gebetsmühlen des buddhistischen Tempels und finden dann das Bob Marley Cafe – es ist hell eingerichtet, wirkt einladend, hat gutes W-Lan und noch viel besseren Apfelkuchen. Da lässt es sich auch mal ein, zwei Stunden aushalten und ein bisschen arbeiten.

Der Ort liegt auf knapp 3700 Metern Höhe, das Hochradeln von Kagbeni aus war tagesfüllend und anstrengend genug. Für den nächsten Morgen planen wir per pedes noch weiter in die Höhe zu gehen und wollen Richtung Thorung La Pass aufsteigen. Der Pass liegt auf 5416 Metern und war ursprünglich eigentlich unser “Fahrrad-Ziel”. Auf Grund der Wetter- und vor allem Schneelage hatten wir uns spontan für die Trails in Lower Mustang anstelle des Passes entschieden. Nun wollen wir aber zumindest ein bisschen in die Richtung laufen. Wir starten unseren Tag um 4 Uhr morgens und spazieren mit Stirnlampen durch den schlafenden Ort. Plötzlich streift etwas großes, weiches Lisa’s Bein. Ein riesiger Husky taucht neben uns auf und lässt sich nicht mehr abschütteln. Er läuft immer ein paar Schritte vor uns, als wüsste er genau wo wir hinwollen. Und da es dunkel ist und es keinerlei Wandermarkierungen oder Schilder gibt, ist es tatsächlich sehr praktisch, dass unser neuer Freund den Weg kennt. 

Wir wandern gemeinsam mit ihm am Tempel vorbei, vorbei an dem letzten Hotel/ der letzen Hütte und rein in den Schnee. Der Hund ist ganz in seinem Element, sprintet durch den Schnee, wuzelt sich und freut sich des Lebens. Gleichzeitig bleibt er immer in der Nähe und ist der perfekte Begleiter.

Wir frieren vor uns hin und merken dann schon auch, dass Wandern auf dieser Höhe ganz schön langsam voran geht. Die ersten Sonnenstrahlen gibt’s dann nach knapp 1000 Höhenmetern Aufstieg. Wir erreichen eine verlassene Baracke und versuchen uns in der Sonne aufzuwärmen. Auch der Husky pausiert und sucht in der Baracke nach Essbarem. Wir entscheiden, an dieser Stelle umzudrehen und lieber am Nachmittag weiter zu radeln. Noch eine Nacht im kalten, abweisenden Muktinath wollen wir nicht verbringen. Je tiefer wir kommen, desto wärmer wird es und desto leichter lässt es sich auch wieder atmen. 

Der Husky bleibt nach wie vor an unserer Seite. Erst am Dorfeingang, wo er sich uns angeschlossen hatte, saust er blitzschnell davon. Zwei Kurven weiter sehen wir ihn vor seinem Zuhause liegen, platt und zufrieden  😊🐕. 

Wir sind auch ein bisschen platt, vor allem aber hungrig und es ist uns immer noch kalt. Deswegen gibt es erst ein spätes Frühstück, dann packen wir unsere Sachen und starten in den zweiten Teil des Tages. 

Mit einsetzendem Schneeschauer radeln wir los Richtung Lupra Valley. Erst gilt es nochmals 250 Höhenmeter bis zum Pass zu bewältigen, teilweise auf einem Singletrail. Bis wir am Pass sind, hat sich das Wetter aber schon wieder gebessert, die Sonne kommt raus und wir geniessen die Blicke. 

Ab dem Pass geht’s nur mehr bergab. Der Trail ist flowig, aber rutschig. Wenn man sich aber darauf eingestellt hat, lässt er sich ganz flüssig fahren. Der letzte Abschnitt führt gefährlich nahe am Abgrund durch eine Schlucht – da schieben wir lieber 🙂 

Am Fluss und beim Örtchen Lupra angekommen, entscheiden wir uns nochmals dem fiesen Wind zu trotzen und radeln zurück nach Jomsom. Dort übernachten wir ganz fein im Om’s Home, die erste Unterkunft mit eingeheiztem Ofen und lustiger Abendstimmung dank einer australischen Wandertruppe, die die Annapurna umrundet hatten und nun ihre Tour feiern. 

Am nächsten Tag starten wir talauswärts und radeln immer entlang des Kali Gandaki Flusses, mal auf schmalen Wegen, mal auf der Fahrstraße. Wir verlassen Lower Mustang und nach ein paar Stunden radeln stoppen wir den Bus und sind am Abend bei Pizza & Bier in unserem Lieblingslokal in Pokhara. 

FAZIT

Für uns hat es sich auf jeden Fall gelohnt, die Räder mit nach Nepal zu nehmen und dieses schöne, offene, spannende Land auf diesem Wege zu erkunden. Wir sind im Nachhinein froh, nicht die Annapurna Runde gemacht zu haben – so hatten wir ein paar schöne Singletrails. Die Annapurna Runde ist bestimmt auch ein Highlight, dafür müsste man aber ein leichtes Hardtail besitzen, um Spaß zu haben. 
Wenn wir nochmals nach Nepal reisen würden, würden wir auf jeden Fall zwei Wochen später anreisen. Wir waren um den 24. März in Lower Mustang und da war es schon noch empfindlich kalt – uns hatte ja auch der Schnee die ganze Planung über den Haufen geworfen. Auch Muktinath ist mit ein paar Grad wärmer sicher netter und wenn mehr Wanderer unterwegs sind, werden die Gaststuben bestimmt öfters eingeheizt.

Ob die Busfahrt wirklich weniger gefährlich ist, als der Inlandsflug, können wir nicht beurteilen. Es war definitiv ein Erlebnis für sich. Wer noch genug Zeit und Lust hat, kann auf jeden Fall bis Beni rausradeln, denn der “gefährlichste” Abschnitt ist bestimmt die Kali Gandaki Schlucht. 

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