Hallo, ich bin die Lisa von Adele Bergzauber und bin heute für das Wort zum Sonntag verantwortlich.
Ich habe mit einer guten Freundin einen der letzten, eiskalten aber sonnigen Tage dazu genutzt eine aussichtsreiche Mehrseillängen-Klettertour im Allgäu auf meiner Liste abzuhaken. Die Tour zählt nicht zu den anspruchsvollsten Klettertouren meines Jahres 2020, aber für den doch eher kurzen Zeitraum zwischen Sonnenauf- und –untergang und die Jahreszeit war sie genau richtig.
Direkt am Einstieg ist uns etwas sehr Typisches passiert. Wir wurden gelobt. Nicht dafür, dass wir bei den aktuellen Temperaturen durch eine 150 Meter hohe Wand klettern wollen oder vielleicht für unsere gute Klettertechnik, mit welcher wir die Kletterei flüssig und leichtfüßig wirken lassen, sondern dafür, dass wir eine Frauenseilschaft sind.
Bis vor ein paar Jahren war mir das „Gender-Thema“ nicht so wichtig und eigentlich war ich immer der Meinung, dass doch die Emanzipation „eh schon ganz gut“ läuft. In Texten verzichte ich in der Regel auf den Sternchenzusatz und die weibliche extra Form „*Innen“, da es für mich keine Bedeutung bzw. auch keinen Mehrwert hat.
Aber da ich mit spitzen Ohren viel in der Outdoorwelt unterwegs bin, werde ich beim Thema Emanzipation immer wieder eines Besseren belehrt. Auch beim Mountainbiken, meiner zweit-liebsten Disziplin, trifft man viel seltener Frauen als Männer.
Ich vermisse die Teams aus Frauen, die ihre Männer zuhause lassen um sich um die Kindern zu kümmern. Die gemeinsam ein Wochenende in den Bergen verbringen, eine lange Klettertour klettern oder mit den Bikes auf den Trails unterwegs sind. Man trifft im Verhältnis viel mehr Männertrupps, doch wo sind die Frauen?
Beim Klettern bin ich schon seit zwei Jahren fast ausschließlich mit Frauen unterwegs. Nicht mit Absicht, es hat sich so ergeben, dass Ambition und Motivation da gerade gut zusammen passen. Diese Frauen sind genauso abenteuerlustig wie ich. Wir sind ungefähr gleich stark, können uns somit gemeinsam passende Touren aussuchen und sind ein gleichberechtigtes Team. Aber wenn man sich umblickt, sind wir oft die Ausnahme. Und werden dann auch noch dafür gelobt: „Toll, eine Frauenseilschaft“. Egal ob es eine alpine Tour in einem für uns hohen Schwierigkeitsgrad ist, oder ob wir eine Plaisirtour mit vielen Bohrhaken klettern. Mann scheint es auch heute noch erwähnenswert zu finden in den geschichtsträchtigen, abenteuerlichen Bergsportarten ein Frauenteam zu treffen. In diesen Momenten werde ich immer wieder daran erinnert, dass hier doch noch viel im Argen liegt mit den Rollenbildern und Vorstellungen in der Gesellschaft.
Es sollte definitiv nichts Besonderes sein, dass wir Frauen unser Adventure-Tagebuch mit großartigen Touren füllen. Mein Fazit und damit auch das Ende meines Wortes zum Sonntag ist, dass wir Frauen uns noch mehr motivieren müssen, eigenständiger und aktiver am Berg unterwegs zu sein.
Also liebe Frauen, steht morgens auf, packt euren Rucksack und geht nach draußen, schwitzt, holt auch Schrammen, stürzt und steht wieder auf. Aber überlasst die tollen Momente am Berg auf keinem Fall nur dem männlichen Geschlecht.
Und das Fazit für die Männer: Danke für eure Bewunderung, aber über ein Kompliment zur guten – erarbeiteten – Klettertechnik würde ich mich mehr freuen als über das Kompliment dazu, dass ich naturgegeben eine Frau bin.
In diesem Sinne, einen schönen ersten Adventssonntag und viele schöne Bergmomente.
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Englischer geht's wirklich nicht. Aber vielleicht ist es auch nur der Kontrast zu den Wochen davor in Spanien, der uns das denken lässt?
Gibraltar ist auf jeden Fall einen Abstecher wert. Vor allem natürlich um im Pub ein Guinness zu trinken, die typischen englischen Highlights (wie Doppeldecker, Telefon-Zellen und Litter-Boxen) zu sehen und dann noch einen Blick nach Nordafrika zu werfen.