Der September in Norwegen ist – im Gegensatz zu den oftmals noch sommerlichen Tagen bei uns – größtenteils schon sehr herbstlich und kalt.
Für unser Mountainbike-Tour durchs Fjell haben wir uns ungewollt einen besonders windigen und kalten Tag ausgesucht. Bereits beim Aufbauen der Räder frieren wir und suchen noch schnell die warmen Handschuhe und die dicken Jacken. Wer sich viel draußen bewegt, weiß dass man sich nur bewegen muss und 5 Minuten später strömt die Wärme durch den Köper. Aber bis es soweit ist heißt es Zähne zusammenbeißen und Hände warm reiben.
Die Route für die Tour durch Norwegens-Fjell haben wir uns zuvor auf “Trailguide” als Track heruntergeladen. Wer viel zum Mountainbiken geht, wird die App Trailforks kennen. In Norwegen sind aber ein Großteil der MTB Trails nicht auf Trailforks zu finden, sondern auf Trailguide. Das hört sich jetzt eher unbedeutend an, kann aber für für die Planung eines Norwegentrips einen großen Unterschied machen, wenn man wie wir erstmal an der falschen Stelle nach Touren sucht.
Im Grunde ist es aber genau das gleiche Prinzip, farblich gekennzeichnete Trails, eingestellt von Locals und mit der Option einen GPX Track downzuloaden und diesem zum folgen.
Die Strecken durchs Fjell nördlich von Nesbyen wurden, anders als die Strecken im Tal, nicht speziell für Mountainbiker angelegt, sondern sind klassische Wanderwege.
Die Fjellrunden haben generell eher wenige Höhenmeter am Stück aufzuweisen, dafür geht es aber ständig bergauf und bergab, und im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein.
Da wir in der Regel nicht so viel auf “Cross Country Strecken” unterwegs sind, sondern es gewohnt sind eher eintönig und ohne Hindernisse 1.000 Höhenmeter hoch zu treten, sind diese Wanderwege für uns ganz schön anstrengend und herausfordernd. Die Kälte können wir dadurch aber immerhin in den ersten fünf Minuten abschütteln.
Was bleibt ist der starke Wind.
Eben dieser Wind, mit seinen kalten Böen und die nicht so ausgeprägte Cross Country Begeisterung schlagen der Lisa mit jeder Stunde auf die Laune und wir müssen unsere etwas zu übermütig geplante Tour am ersten wirklichen Fjell Gipfel ein wenig umplanen, bzw. gekonnt abkürzen.
Zum Glück startet direkt am Gipfel ein Singletrail, der sich durch Blaubeerbüsche und über große Steinplatten wieder zurück in Richtung Ausgangspunkt schlängelt.
Die Pause am Gipfel fällt wegen der starken Böen etwas kurz aus. Man ist hier der Kälte und dem Wind schutzlos ausgeliefert. Auf den ersten Trail-Metern weiß man aber gleich wieder, warum man nicht einfach unten am Parkplatz bei Kaffee und Zimtschnecke im Cafe sitzen geblieben ist. Es ist nicht nur der übliche Spaß an der flowigen Abfahrt, es ist ebenso die neue Landschaft und das Gefühl den Widrigkeiten getrotzt zu haben.
Auf halber Strecke zurück zum Ausgangspunkt legt der Wind unerwartet eine Pause ein und die Sonne kommt zum Vorschein. Und plötzlich wirkt die Landschaft wieder freundlich und einladend. In der Sonne sitzend und mit frisch gepflückten Blaubeeren in der Hand, versteht man gar nicht wie man zuvor über das Wetter schimpfen konnte. Man freut sich darüber draussen zu sein und vergisst was für ein Kampf es noch vor einer halben Stunde war, um den Gipfel zu erreichen.
Dieses Gefühl im Kopf zu behalten, ist vor allem in den kommenden zwei Monaten wichtig. Wenn es draussen regnet und der Körper sich noch nicht auf die kalten Temperaturen eingestellt hat. Wenn drinnen das Feuer im Ofen brennen könnte und die Couch doch so verlockend aussieht.
Genau dann muss man raus, sich dem Schweinehund stellen und im Gegenzug danach umso glücklicher mit Kaffee und Kuchen auf der Couch sitzen.
Wir wünschen euch einen schönen Start in den Herbst.
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